Abwasserwärmenutzung zur Energieversorgung
eines Neubauareals in Fulda
Beim Bauvorhaben „Areal Löhertor“ in Fulda entsteht ein Neubauareal, bestehend aus den Bauabschnitten „Finanzamt“, „Hotel“, „Wohnbebauung“ und „Verwaltung“. Bauherr ist die Dr. Helmut Greve Gesellschaft für Geschäfts- und Freizeitzentrum Fulda mbH & Co. KG. Die Grundsteinlegung für das Großprojekt erfolgte im April 2018. Die Gebäude sollen regenerativ mit Wärme, Kälte und Strom versorgt werden. Das ausgeklügelte Versorgungssystem verknüpft drei Energiezentralen miteinander, PV-Anlagen zur Eigenstromversorgung werden möglichst effizient darin eingebunden.
Das Gesamtkonzept wurde nach FW 309-1 mit einem Primärenergiefaktor von 0,00 zertifiziert, die Energie wird komplett aus erneuerbaren Ressourcen bereitgestellt und es werden keine fossilen Energieträger verwendet. Neben bio-erdgasbetriebenen Brennwertkesseln kommt ein innovativer Abwasserwärmetauscher zum Einsatz. Mit dem Vorhaben soll ein Pilot- und Demonstrationsprojekt umgesetzt werden, bei dem Abwasser des städtischen Abwasserkanals als Wärmequelle und Wärmesenke genutzt werden soll. Über einen externen Abwasserwärmetauscher wird dem Abwasser im Heizbetrieb Wärme entzogen und durch Wärmepumpen auf ein zur Gebäudebeheizung nutzbares Temperaturniveau angehoben. Die maximale Heizleistung der Wärmepumpen beläuft sich auf 656 kW, im Kühlbetrieb liefern diese eine Kälteleistung von 448 kW. Im Sommerbetrieb wird die im Kühlprozess für die Gebäudeklimatisierung anfallende Abwärme dem Abwasser zugeführt, sofern diese nicht anderweitig für Heizzwecke benötigt wird. Als Wärme- und Kälteerzeuger kommen dabei spezielle Abwasserwärmepumpen zum Einsatz, deren Kältemittel besonders umweltschonend ist und über einen GWP-Wert < 1 verfügt.
Mit der aus dem Abwasserwärmetauscher gewonnenen Energie soll der gesamte Wärmebedarf für Heizzwecke bei einem großen Verwaltungsgebäude gedeckt sowie das dort zur Gebäudeklimatisierung erforderliche Kaltwasser bereitgestellt werden. Darüber hinaus erfolgt die Versorgung von Wohnkomplexen mit Heizwärme. Bei dem Bauvorhaben sind keine dauerhaften Einbauten im Bestandskanal notwendig. Dieses Energiekonzept ist das erste dieser Art im Bundesland Hessen, bei dem eine thermische Abwassernutzung außerhalb des Kanals durchgeführt wird. Der zum Betrieb der Wärmepumpen erforderliche Strombedarf soll dabei weitgehend aus vor Ort installierten PV-Anlagen und zwei mit Bio-Erdgas befeuerten KWK-Anlagen gedeckt werden. Die Inbetriebnahme des Abwasserwärmetauschers ist im Oktober 2022 geplant.
Das Pilot- und Demonstrationsvorhaben „Abwasserwärmenutzung zur Versorgung des Neubauareals in Fulda“ wird im Rahmen des EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) – Programms mit Mitteln von der europäischen Union gefördert. Das EFRE-Programm unterstützt Maßnahmen, die Innovationen, Forschung und technologische Entwicklungen voranbringen und einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten.